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Zur Unterbringung geflüchteter Menschen in Hohenschönhausen (Netzwerk HSH gegen Rassismus)

Die geplanten Gemeinschaftsunterkünfte in Hohenschönhausen sorgen für heftige Diskussionen in der Politik und in der Bevölkerung. Ab November 2024 sollen bereits die ersten Menschen in dem City Hotel Berlin East untergebracht werden.

Wir – das Netzwerk Hohenschönhausen gegen Rassismus – verstehen uns als Teil der Zivilgesellschaft hier im Kiez und setzen uns aktiv für ein demokratisches Miteinander und gegen Rassismus ein. Das Netzwerk besteht aus verschiedenen sozialen Treffpunkten, Organisationen, Stadtteilkoordinationen und Willkommensprojekten aus Alt- und Neu-Hohenschönhausen, die durch Bezirk oder Senat gefördert werden und eine wichtige soziale Struktur im Sozialraum bilden.

Unsere Erfahrungen vor Ort zeigen, dass die bestehende Infrastruktur entsprechend den neuen Bedürfnissen mitwachsen muss, um den Bedürfnissen der geflüchteten Menschen und der Nachbarschaft gerecht zu werden. Ohne erfahrene soziale Träger, die sich um ihre Anliegen kümmern, sowie eine funktionierende Unterstützung, sind wir besorgt, dass die geflüchteten Menschen nicht angemessen willkommen geheißen und integriert werden und die bestehenden sozialen Spannungen im Kiez zunehmen. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass wir es mit einer entsprechenden Infrastruktur und Kommunikation schaffen können, diesen Spannungen entgegenzuwirken und ein funktionierendes nachbarschaftliches Miteinander zu schaffen.

Wir fordern daher:

  1. Mehr Transparenz und Kommunikation in Bezug auf die Unterbringung: Es ist wichtig, dass die zuständigen Behörden und Organisationen auf Bezirks- und Landesebene offen über die Pläne zur Unterbringung der geflüchteten Menschen kommunizieren. Dies umfasst rechtzeitige Informationen über die geplanten Standorte, die Anzahl der Geflüchteten und die Bedingungen in den Unterkünften. Denn transparente Kommunikation kann Ängste abbauen und das Vertrauen der Nachbarschaft stärken. Auch wir als Träger von sozialer Infrastruktur erwarten, an der Kommunikation beteiligt zu werden. Sowohl die Partizipation der Nachbarschaft als auch die zuverlässige Mitnahme der Fachkräfte sind unerlässlich für die Einbindung der Gemeinschaftsunterkünfte in den Sozialraum.
  2. Förderung nachbarschaftlicher Teilhabe und Mitmachkultur: Geflüchteten Menschen müssen Möglichkeiten vorgestellt werden, ein Teil der Nachbarschaft zu werden. Dazu gehören z.B. Sprachkurse, berufliche Qualifizierungsangebote, soziale Aktivitäten und die Förderung von ehrenamtlichem Engagement, die den Austausch zwischen Geflüchteten und der bestehenden Nachbarschaft fördern.
  3. Die Unterkünfte selbst müssen so gestaltet sein, dass sie menschenwürdigen Zuständen und insb. den Bedürfnissen vulnerabler Gruppen und Kindern gerecht werden. Dazu gehören angemessene Wohnbedingungen, Zugang zu Gemeinschaftsräumen, sanitären Einrichtungen, Möglichkeiten zur Selbstversorgung und niedrigschwellige Angebote. Durch die Betreuung durch Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Ärzt*innen und Erzieher*innen unmittelbar vor Ort in den Unterkünften wird auch die schon bestehende Infrastruktur entlastet.
  4. Auch die äußere Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle. Dazu gehört eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, medizinischen Einrichtungen, Beratungsstellen und sozialen Projekten. Aus unserem Arbeitsalltag und den vielen Gesprächen, die wir mit den Nachbarn in Hohenschönhausen führen, wissen wir, dass es hier eine große Unzufriedenheit gibt. Aber eine gut ausgebaute Infrastruktur erleichtert allen Menschen den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen und fördert ihre Teilhabe und Identifikation mit der Nachbarschaft.
  5. Es müssen vielfältige Angebote für die Nachbarschaft geschaffen werden, die ihre sozialen, kulturellen und beruflichen Bedürfnisse ansprechen. Dazu gehören auch Freizeitaktivitäten und Bildungsangebote.
  6. Um die Maßnahmen und Angebote für die soziale Infrastruktur der freien Träger, politisch-kulturelle Arbeit im Bezirk, neue BENN-Standorte entsprechend des Schlüssels der Senatsverwaltung, Kitas und Schulen, neue Wohnungen und Arztpraxen umzusetzen, ist eine angemessene und nachhaltige Finanzierung erforderlich. Die zuständigen Stellen müssen sicherstellen, dass genügend finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um die Teilhabe der geflüchteten Menschen zu unterstützen und die nachbarschaftliche Infrastruktur entsprechend auszubauen. Hier ist insbesondere der Berliner Senat in der Pflicht, einen finanziellen Ausgleich an die Bezirke zu geben.
  7. Zuletzt ist es wichtig, die Nachbarschaft in demokratische Prozesse einzubeziehen und Orte der Partizipation und Teilhabe zu fördern bzw. diese aufzubauen. Auch muss es eine stärkere Unterstützung von lokalen Initiativen geben, die sich für ein respektvolles Miteinander und gegen Rassismus einsetzen.
  8. Um die demokratische Kultur im Bezirk zu erhalten, fordern wir Umsetzung des bezirklichen Aktionsplans gegen Rassismus umzusetzen und ein Einstehen für Menschenrechte bzw. den Schutz vor Antidiskriminierung durch die Politik und Verwaltung des Bezirks.

Wir müssen gemeinsam handeln, um sicherzustellen, dass Hohenschönhausen ein Ort der Vielfalt und des Zusammenhalts bleibt. Es liegt in unser aller Verantwortung, eine solidarische Gemeinschaft zu fördern und rassistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um eine positive und nachbarschaftliche Aufnahme der geflüchteten Menschen zu gewährleisten!

 

Netzwerk Hohenschönhausen gegen Rassismus

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