20 Jahre Licht-Blicke

2002 begann in Lichtenberg die Netzwerkstellenarbeit mit dem Ziel zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken und extrem rechten Strukturen etwas entgegenzusetzen. Mit ehemaligen Kolleg*innen werfen wir einen Blick zurück. Was waren Herausforderungen und Meilensteine? Hier sprechen wir mit Wiebke Eltze.

Im Rahmen des damaligen Bundesprogramms “CIVITAS – Initiative gegen Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern” gab es auch für die Berliner Ostbezirke die Möglichkeit Netzwerkstellen aufzubauen, um demokratische, menschenrechtsorientierte Handlungsstrategien vor Ort zu entwickeln. In Pankow, Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf bestehen diese Projekte noch heute. Bei ihnen sind u.a. die Koordinierungsstellen der Partnerschaften für Demokratie, die Registerstellen und verschiedene Projekte der politischen Bildungsarbeit angesiedelt. 

Wiebke Eltze war von 2009 bis 2016 Mitarbeiterin bei Licht-Blicke und arbeitet mittlerweile als freie Trainerin in der politischen Bildung und Rechtsextremismusprävention.  

 

Auch Du hast die Fach- und Netzwerkstelle Licht-Blicke viele Jahre geprägt. Was sind eure besten Erinnerungen an die Zeit? Was waren wichtige Meilensteine? 

 “Mein wichtigster Meilenstein und zugleich mein Herzensprojekt war die Austauschrunde JFEs gegen Diskriminierung und damit der Aufbau eines Netzwerks für kontinuierlichen fachlichen Austausch und Reflexion. Entlang aktueller Themen und Bedarfe der Fachkräfte wurde begonnen Qualitätskriterien

der diskriminierungssensiblen Jugendarbeit zu entwickeln, die eine Orientierung und Unterstützung im pädagogischen Alltag sein sollten. Es gab Aktionstage und Feste, wie das Can’t be silent. Diese Vernetzung gibt es noch heute mit etablierten Fachtagen  und Fachaustausch-Runden, bezirksübergreifend.  

Es gab natürlich noch ganz viel mehr:  der Aufbau der Willkommensinitiative in Lichtenberg und das ehrenamtliche Engagement für geflüchtete Menschen 2015, die Aktionstage im Rahmen von “Lichtenberg mit Courage” und die über lange Zeit bestehende Runde aus aktiven Schüler*innen, die diese Aktionstage mit unserer Unterstützung organisiert haben. Hervorheben möchte ich vielleicht noch die jährlichen Aktionen am 17. Mai als Tag gegen Homo- und Transphobie.  Dass es gelungen ist die Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erhöhen und das dann z.B. auch das Café Maggie von Gangway e.V. als Anlaufpunkt für queere Jugendliche entstand. “

 

Was war die größte Herausforderung in der Auseinandersetzung mit extremer Rechter, Rassismus und Diskriminierung damals? 

 “Die größte Herausforderung war für mich zum einen die bestehende persönliche Bedrohung 
und Unsicherheit bei bestimmten Veranstaltungen. Zeitweilig ja sogar das Abfilmen von Treffen z.B. des Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Stadtteilzentrum. Aber auch die direkten Konfrontationen bei Stadtteilfesten oder Aktionen im öffentlichen Raum, wie das Living Concrete hinterm Linden Center in Hohenschönhausen.  

Auch die bei manchen Kooperationspartner*innen fehlende klare Haltung im Umgang 
damit. Vor allem, wenn es um Rassismus  und die “Nein zum Heim”-Proteste ging: z.B.  Vorwürfe des ungerechtfertigten Thematisierens von Rassismus bei einer `besorgten Nachbarschaft` und die mangelnde Solidarität mit Geflüchtetenn.” 

 

Was war besonders an der Arbeit in Lichtenberg? Gab es besondere Herausforderungen oder Chancen? 

“Besonders an der Arbeit war für mich der enge Kontakt zu den JFEs und Schulen, vor allem Schulsozialarbeiter*innen, später auch den Sozialarbeiter*innen/ Mitarbeiter*innen in den Unterkünften, in den Stadtteilzentren. Den habe ich immer als sehr wertschätzend und bereichernd empfunden. Ich bin auf so viele tolle, engagierte Menschen gestoßen, die Lust auf Vernetzung hatten und unsere Arbeit gewertschätzt haben. Auch im Jugendamt, wie z.B. Kathrin Haese als Koordinierungsstelle für die PfDs oder die Stadtteilkoordinator*innen. 
Es gab die Möglichkeiten, eigenständig vieles auf die Beine stellen zu können, viel Handlungsspielraum zu haben für Projekte , Angebote. Insgesamt sehr viel gestalten und initiieren zu können. Damit verbunden waren natürlich auch die Hausforderungen, die eigenen Ressourcen gut einzuschätzen und sich nicht in vielen kleinen Projekten zu verzetteln, den Überblick zu behalten. Und besonders waren auf jeden Fall die tollen Kolleg*innen, ohne die ich definitiv diese Arbeit auch nicht so lange gemacht hätte.”