Aktuelles Runder Tisch Politische Bildung

An wen wollen wir erinnern? Stadtspaziergänge zu Frauen im Widerstand gegen den NS, Antisemitismus und öffentliches Gedenken

Stadtspaziergänge in Lichtenberg anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus

Es waren nicht viele Menschen, die sich gegen das NS-Regime stellten oder Verfolgte unterstützten. Dennoch gab es einen ungebrochenen und vielfältigen Widerstand in Berlin.

Etwa ein Drittel der Widerständigen waren Frauen unterschiedlicher Sozialisation und Weltanschauung. Ihre Aktivitäten waren breit und vielfältig: illegale Flugschriften herstellen und verbreiten, geheime Informationen und Material weitergeben, Verfolgte und deren Angehörige unterstützen.  

Welche Geschichten von Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gibt es in Lichtenberg? In drei Stadtspaziergängen in Rummelsburg, Karlshorst und Hohenschönhausen wollen wir mehr über widerständige Frauen im Nationalsozialismus erfahren und uns mit den Fragen beschäftigen: An wen wollen wir erinnern? Wer soll öffentlich geehrt werden? Wie soll dies geschehen?  

Ehrungen im öffentlichen Raum finden meist durch Benennungen von Straßen und Plätzen statt. Manch ein Straßenname wird heute aber kritisch gesehen.

Das zeigt sich auch in dem 2021 erschienenen Dossier „Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin“, das vom Antisemitismusbeauftragten Berlins in Auftrag gegeben wurde.

Einige Straßen sind zudem doppelt benannt und das paritätische Verhältnis von männlichen und weiblichen durch Straßennamen Geehrten liegt in Lichtenberg noch bei 5:1. Im Bezirk Lichtenberg gibt es hierzu einen vielfältigen zivilgesellschaftlichen und politischen Diskurs.

Mit den Stadtspaziergängen rund um den 8. Mai möchten wir zum gemeinsamen Austausch zu diesen Themen einladen. 

  
Dienstag, 06.05.2025, 18:30 Uhr
Karlshorst: Else Runge – Widerstand in nationalkonservativer Nachbar*innenschaft 

Karlshorst war in der Weimarer Republik eher nationalkonservativ geprägt, was sich auch im Wahlverhalten ausdrückte. Damit stellte Karlshorst eine Ausnahme in Lichtenberg dar, in dem traditionell eigentlich links gewählt wurde. Dennoch gab es auch in Karlshorst Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In der Junker-Jörg-Straße lebte die Kommunistin Else Runge mit ihrer Familie. Sie betätigte sich bis Kriegsende illegal in kommunistischen Strukturen und unterstützte Verfolgte. In der Hönower Straße befand sich ein Lager für über 500 Menschen, darunter auch Frauen, die Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten mussten.   

Montag, 12.05.2025, 18:30 Uhr
Hohenschönhausen: Margarete Rossignol versteckte Verfolgte am Stadtrand
 

In der Weimarer Republik war Hohenschönhausen überwiegend linkspolitisch geprägt, doch auch die NSDAP konnte bereits in der Weimarer Zeit erste Wahlerfolge in Hohenschönhausen verbuchen. Der Stadtteil war bis in die 1970er Jahre dörflich geprägt, die für den Ortsteil heute charakteristischen Plattenbauten entstanden ab Anfang der 1970er Jahre. Neben Einfamilienhäusern prägten viele Kleingartenanlagen, insbesondere am heutigen Standort des in den 50ern errichteten Sportforums, das Stadtbild. Trotz der Lage am Rande der Stadt Berlin gab es auch in Hohenschönhausen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, auch von Frauen. So lebte die Widerstandskämpferin Margarete Rossignol mit ihrem Mann in der Strausberger Straße. Mehrfach diente ihre Wohnung als geheimer Treffpunkt. Auch mehrere Verstecke für Jüdinnen und Juden befanden sich in Hohenschönhausen.   

Freitag, 16.05.2025, 18:00 Uhr  
Rummelsburg: Die Sportlerinnen Käthe und Klara Tucholla und Brunhilde Prelle im Arbeiter*innenwiderstand 

Wie viele Berliner Arbeiter*innenviertel war Rummelsburg in der Weimarer Republik eine Hochburg der organisierten Arbeiter*innenbewegung. Neben den Parteien gehörten dazu auch Arbeiter*innensportvereine wie Sparta Lichtenberg oder auch der ASV Fichte.

In Rummelsburg lebten die Arbeitersportlerinnen Käthe Tucholla und ihr Mann Felix sowie dessen Schwester Klara Tucholla und die Familie Zoschke. Über die gemeinsamen Verbindungen im Arbeiter*innensport bildeten sich in der NS-Zeit Widerstandsgruppen, in denen mit Klara und Käthe Tucholla sowie Brunhilde Prelle, geb. Zoschke Frauen aktiv waren. 

Referentin: Trille Schünke-Bettinger (freie Bildungsreferentin an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand & im Netzwerk Frauentouren)

Anmeldung unter: mitmachen@licht-blicke.org oder 030 505 665 18.

Der Treffpunkt wird nach Anmeldung mitgeteilt.   

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Informationen zur Barrierefreiheit:

06.05.25 in Karlshorst:

Die Strecke, die wir zurücklegen, beträgt knapp 2 km. Es gibt zu Beginn ein paar Sitzbänke, danach gibt es bei einer Station für einzelne Personen die Möglichkeit sich bei Bedarf auf Treppenstufen zu setzen. Der Bodenbelag ist häufig Pflasterstein und teilweise uneben. Es gibt überall die Möglichkeit abgesenkte Bordsteine zu nutzen. Es gibt keine Treppenstufen.

12.05.25 in Hohenschönhausen: 

Die Strecke, die wir zurücklegen, beträgt ca. 2 km. Es gibt überall die Möglichkeit, abgesenkte Bordsteine zu benutzen.

16.5.25 in Rummelsburg:

Die Wegstrecke beträgt ca. 2,2 km. Am S-Bahnhof Nöldnerplatz wird die Unterführung mit zwei mal sieben Treppenstufen genutzt. Es können immer abgesenkte Bordsteine genutzt werden, einmal folgt eine Steigung. Der Bodenbelag ist teilweise Pflasterstein. Es gibt bei zwei Stationen Sitzgelegenheiten.

Infos zu Straßennamen mit antisemitischen Bezügen in Lichtenberg gibt es hier.  

Die Stadtspaziergänge sind Teil der Reihe „Widerständige Frauen gegen den Nationalsozialismus in Lichtenberg“, einem Projekt des Runden Tisches für Politische Bildung Lichtenberg in Kooperation mit Fritzi Jarmatz (Visuelle Kommunikation & Ideenräume) und Trille Schünke-Bettinger (Antifaschistinnen aus Anstand & Netzwerk Frauentouren).

Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.

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